Erläuterungen


                 

Autoren: Dr. Larissa Strub,
                David Emmert,
                Prof. Dr. Simone Loose


Die Geisenheimer Unternehmensanalyse

Das Projekt Geisenheimer Unternehmensanalyse misst seit 1993 die ökonomische Nachhaltigkeit deutscher Weinproduzenten. Sie wertet dazu wirtschaftliche Daten aus dem steuerlichen Jahresabschluss sowie Informationen zur Ernte und der Anzahl der Mitarbeiter der Betriebe aus. Der Grundstein der methodischen Entwicklung wurde von Dr. Dirk Haupt gelegt. Die nachfolgenden Projektleiter der Geisenheimer Unternehmensanalyse Prof. Dr. Robert Göbel, Dr. Matthias Mend, Dr. Maximilian Iselborn und Dr. Larissa Strub führten das Projekt erfolgreich weiter. Ihnen allen gebührt unser Dank.

Die teilnehmenden Betriebe erhalten eine individuelle, digitale Auswertung und können als Benchmark verschiedene Vergleichsgruppen wählen.


Zitierung und Lizenz

Lizenziert unter BY-SA 4.0. Bitte bei Verwendung wie folgt zitieren: Strub, Emmert, Loose (2024) Erläuterungsband der Geisenheimer Unternehmensanalyse , Daten vom 30.04.24, DOI ….


Bei Fragen wenden Sie sich gerne an: Dr. Larissa Strub

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Telefon: +49 6722 502 383 


   

                


1. Lohnansatz kalk. Fam-Lohn

1. Lohnansatz Kalkulatorischer Familienlohn

Die meisten Weingüter in Deutschland sind Einzelunternehmen oder Personengesellschaften. Die im Weingut beschäftigten Gesellschafter (meist Familienmitglieder) erhalten kein reguläres monatliches Gehalt, das als Teil der Personalaufwendungen in das Betriebsergebnis eingehen würde, sondern werden aus dem Gewinn entlohnt. Weitere im Weingut mitarbeitende Familienarbeitskräfte werden nur dann regulär entlohnt, wenn sie sich in einem offiziellen Angestelltenverhältnis befinden.

Aus diesem Grund muss das Betriebsergebnis laut Jahresabschluss um die kalkulatorische Entlohnung der Unternehmerfamilie für eingesetzte nichtentlohnte Familienarbeitskräfte bereinigt werden (kalkulatorischer Familienlohn). Denn die Arbeitsleistung der Unternehmerfamilie stellt einen Faktorverzehr dar, der unbedingt Eingang in die Ermittlung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit eines Unternehmens finden muss . Dafür setzen wir in Anlehnung an die durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) jährlich publizierten Vergleichs-Lohnansätze für den deutschen Weinbau einen kalkulatorischen Lohnansatz fest, der für die Berechnung des Betriebsergebnisses nach Familien-Lohn in Tabelle 7.1.1 verwendet wird. Das BMEL bezieht seine Lohnansätze auf für angestellte Arbeitskräfte gezahlte Löhne. Wir gehen davon aus, dass Familienarbeitskräfte mit 2.380 h/Jahr mehr arbeiten als angestellte Arbeitskräfte mit 1.700 h/Jahr. Deshalb multiplizieren wir den Lohnansatz des BMEL mit dem entsprechenden Faktor für Mehrarbeit.

Die Tabelle gibt links den Lohnansatz des BMEL für Betriebsleiter und Familienarbeitskräfte an. Multipliziert mit dem Faktor für Mehrarbeit folgen rechts die in der Geisenheimer Unternehmensanalyse (GUA) angesetzten kalkulatorischen Familienlöhne.

Es ist zu beachten, dass der Ersatz einer Familiearbeitskraft über den externen Arbeitsmarkt meist deutlich höhere Kosten verursacht, als die hier angegebenen kalkulatorischen Kosten.

Jahr
Lohnansatz
Betriebsleiter
lt.BMEL
Lohnansatz
weitere
Familien-Arbeitskräfte
lt. BMEL
Faktor für
Mehrarbeit
Lohnansatz
Betriebsleiter
GUA
Lohnansatz
weitere
Familien-Arbeitskräfte
GUA
in € in € in € in €
1992/93 20.089,75 15.724,74 1,4 28.125,65 22.014,64
1993/94 20.752,71 16.243,66 1,4 29.053,79 22.741,12
1994/95 20.960,24 16.406,10 1,4 29.344,34 22.968,54
1995/96 21.003,16 16.438,91 1,4 29.404,42 23.014,47
1996/97 21.443,20 16.784,13 1,4 30.020,48 23.497,78
1997/98 22.086,50 17.287,65 1,4 30.921,10 24.202,71
1998/99 22.859,53 17.892,72 1,4 32.003,34 25.049,81
1999/00 23.294,00 18.233,00 1,4 32.611,60 25.526,20
2000/01 23.456,91 18.360,31 1,4 32.839,67 25.704,43
2001/02 23.410,00 18.323,59 1,4 32.774,00 25.653,03
2002/03 24.030,00 18.800,00 1,4 33.642,00 26.320,00
2003/04 24.511,00 19.176,00 1,4 34.315,40 26.846,40
2004/05 24.976,00 19.540,00 1,4 34.966,40 27.356,00
2005/06 25.251,00 19.755,00 1,4 35.351,40 27.657,00
2006/07 25.529,00 19.973,00 1,4 35.740,60 27.962,20
2007/08 26.014,00 20.352,00 1,4 36.419,60 28.492,80
2008/09 26.638,00 20.841,00 1,4 37.293,20 29.177,40
2009/10 27.174,00 21.257,00 1,4 38.043,60 29.759,80
2010/11 27.796,00 21.746,00 1,4 38.914,40 30.444,40
2011/12 28.602,00 22.377,00 1,4 40.042,80 31.327,80
2012/13 29.374,00 22.981,00 1,4 41.123,60 32.173,40
2013/14 30.109,00 23.556,00 1,4 42.152,60 32.978,40
2014/15 30.861,00 24.144,00 1,4 43.205,40 33.801,60
2015/16 31.787,00 24.869,00 1,4 44.501,80 34.816,60
2016/17 32.550,00 25.466,00 1,4 45.570,00 35.652,40
2017/18 33.461,00 26.179,00 1,4 46.845,40 36.650,60
2018/19 34.532,00 27.016,00 1,4 48.344,80 37.822,40
2019/20 35.603,00 27.854,00 1,4 49.844,20 38.995,60
2020/21 35.574,00 27.832,00 1,4 49.803,60 38.964,80
2021/22* 35.574,00 27.832,00 1,4 49.803,60 38.964,80

     

2. Eigenkapital-Kosten

Die Nutzung von Eigenkapital im eigenen Betrieb stellt einen Faktorverzehr dar, der entsprechend entlohnt werden muss. Das im Weingut gebundene Eigenkapital könnte alternativ auch in andere Kapitalanlagen investiert werden. In diesem Fall würde der Eigenkapitalgeber eine Rendite in Form einer Dividende erhalten. Die durch den Renditeentgang entstehenden Opportunitätskosten werden durch die Berücksichtigung von kalkulatorischen Eigenkapitalzinsen ausgeglichen.

Für die Ermittlung der Eigenkapital-Kosten wenden wir das CAPM (Capital Asset Pricing Model) an. Dabei wird angenommen, dass die Renditeerwartung von Investoren vom Risiko des Anlagegegenstandes abhängt. Kapitalanlagen mit gleichem Risiko müssen demnach auch in gleicher Höher verzinst werden. In die Berechnung der Eigenkapitalkosten kE in Tabelle 7.1.2 im Datenband fließen folgende Faktoren ein, die in der Tabelle unten für jedes Jahr gegeben sind:

  • ein Faktor βu, der das systematische Risiko des Unternehmens abbildet. Dieser basiert in diesem Fall auf der Analyse von 15 börsennotierten Weingütern (Quelle: Andreas Kurth). Dieser Faktor wird angepasst auf den Verschuldungsgrad (verzinsliches Fremdkapital D/Eigenkapital E) des betrachteten Weinguts (βL).
  • Ein risikoloser Basiszins rf, für Deutschland beispielsweise der Zinssatz für eine langlaufende, deutsche Staatsanleihe
  • eine Marktrisikoprämie (MRP), die das Risiko des Marktes abbildet, auf dem das Unternehmen sich bewegt.

Die Berechnung für kE (Tabelle 7.1.2 im Datenband) erfolgt nach folgenden Formeln:

βL = βU * (1 + D/E)
kE = rf + βL * MRP

Die Werte für die Marktrisikoprämie sind erst ab dem WJ 2005/2006 verfügbar, weshalb die Eigenkapitalkosten erst ab diesem Zeitpunkt berechnet werden.

Jahr
βU
rf
MRP
in % in %
2005/06 0,51 4,332 5,0
2006/07 0,51 4,587 4,7
2007/08 0,51 4,852 5,0
2008/09 0,51 4,365 5,1
2009/10 0,51 3,682 5,1
2010/11 0,51 3,778 5,1
2011/12 0,51 4,700 5,2
2012/13 0,51 2,336 5,8
2013/14 0,51 2,442 5,8
2014/15 0,51 1,202 6,1
2015/16 0,51 0,901 6,3
2016/17 0,51 1,239 6,5
2017/18 0,51 1,256 6,5
2018/19 0,51 0,601 6,5
2019/20 0,51 0,001 7,1
2020/21 0,51 0,341 7,2
2021/21 0,51 2,000 7,2
Quellen eigene Berechnungen: Andreas Kurth www.basiszinskurve.de jeweils zum 30.06 KPMG Cost of Capital Study 2021

     

3. VPI für Deutschland 1993

3. Verbraucherpreisindex für Deutschland, Basisjahr 1993

Die Kennzahlen im Datenband sind nominale Größen, d.h. ein Teil der Veränderung ist auf die Inflation zurückzuführen.
Drei Kennzahlen haben wir um den Effekt der Inflation bereinigt (deflationiert). Dafür haben wir den Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamtes verwendet, der in der Tabelle unten angegeben ist.
Bei den deflationierten, realen Kennzahlen im Datenband handelt es sich um:
Tabelle 5.1 Reale Umsatzproduktivität Tabelle 5.1 Reale Flächenproduktivität Tabelle 10 Realer Umsatz pro Liter

Jahr
Verbraucher-
preisindex
1993=100
1993 100,0
1994 102,7
1995 104,6
1996 106,0
1997 108,1
1998 109,0
1999 109,7
2000 111,2
2001 113,4
2002 115,0
2003 116,2
2004 118,1
2005 120,0
2006 121,9
2007 124,7
2008 128,0
2009 128,4
2010 129,7
2011 132,5
2012 135,1
2013 137,1
2014 138,4
2015 139,2
2016 139,9
2017 142,0
2018 144,5
2019 146,5
2020 147,3
2021 151,8
2022 162,3
2023 171,9

© Statistisches Bundesamt (Destatis), 2024 | Stand: 30.04.2024 / 10:50:30
https://www-genesis.destatis.de/genesis/online
Tabelle: 61111-0001 Verbraucherpreisindex: Deutschland, Jahre